Seit 2012 gibt es die Abendwache in der Oase der reformierten Kirche Wattwil. Sie ist eine Zeit des Dankes, der Klage, der Bitten für die Zukunft dieser Welt und persönliche Anliegen.
Die Abendwache ist 2012 nach der Katastrophe von Fukushima mit Erdbeben, Tsunami und Atomkraftwerkunfall entstanden. Die Überlegung «Wohin sollen wir mit der Not der Welt, so dass sie uns nicht lähmt oder wir sie nur verdrängen?» stand am Anfang des wöchentlich stattfindenden Rituals. So schreiben es Hans Jörg Fehle, Catherine Lieberherr, Erika Meyer, Ina Praetorius und Margrit Schmid, welche seit der Gründung ideell hinter der Abendwache stehen.

Schweigen, Taizélieder, Andacht
Eine Abendwache besteht aus zwei Teilen. Von 18 Uhr bis 18.45 Uhr ist die Zeit des Schweigens, in der Teilnehmende jederzeit hinzukommen und wieder gehen können. Darauf folgt eine halbstündige Andacht. Sie ist durch Lieder, beispielsweise aus der Tradition von Taizé, eine Bibellesung, Fürbitten, Gebete und Segen strukturiert. In den Fürbitten geht es um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, aber auch um die Weltsituation mit Kriegen, Klimaerwärmung und Umweltzerstörung.
Die Abendwache findet in der Oase der reformierten Kirche Wattwil statt. «Die Oase ist schön: Die Teppiche, die Kissen und die Bänkli machen den Raum, heimelig. Dazu gehören auch die brennenden Kerzen und vorne hat es immer ein Blumensträusschen zu bewundern», schreibt eine Teilnehmerin über den Raum im Südflügel der Kirche.
Gott als Gegenüber, wenn die Welt spinnt
Was bewirkt eine Abendwache? «Wir Menschen brauchen einen Ort, wo wir mit unserem Dank, unserer Klage und unseren Bitten hingehen können», schreiben die verantwortlichen Personen. In der Abendwache kann man Sorgen teilen, sowohl für das eigene Leben wie für den Gang und die Zukunft der Welt. Und es tue gut, mit solchen Erfahrungen nicht allein zu sein: «Gott ist ein gutes Gegenüber – wenn die Welt grad wieder spinnt oder man selbst durcheinander ist.»
Stellvertretend für das, was in einer Abendwache geschieht, steht diese Aussage einer Teilnehmerin. «Es ist schwierig zu beschreiben, was das Besondere an diesen Abenden ist. Für mich hat es viel mit Regelmässigkeit und Verbindlichkeit zu tun. Es ist ein Zusammentreffen von kleiner Gemeinschaft und grosser Welt.»
Daniel Klingenberg
Jeden Dienstag, 18 bis 19.15 Uhr (18 bis 18.45 Uhr: Schweigen, danach bis 19.15 Uhr: Andacht), Oase reformierte Kirche Wattwil