Der markante Kubly-Bau ist im Frühjahr 1848 von beiden Konfessionen eingeweiht worden. Bereits zuvor stand am selben Ort eine Kirche.
«Der Neubau der spätklassizistischen Kirche nach Plänen von Felix Wilhelm Kubly wurde 1848 vollendet.» So steht es im Historischen Lexikon der Schweiz. Vor 175 Jahren ist die heutige reformierte Kirche als paritätisch genutztes Gebäude «in Betrieb» gegangen. An Auffahrt 1848 weihten die beiden Konfessionen mit ihren Würdeträgern die Kirche getrennt ein. Nicht konfirmierte Jugendliche und Kinder durften aus Platzgründen nicht teilnehmen, erst am Sonntag nach Auffahrt feierten sie. Die gemeinsame Nutzung dauerte bis 1969, dann zogen die Katholiken aus und bezogen in den Hochkonjunkturzeiten einen Neubau.

Eine katholisch-reformierte Hybridkirche
Felix Kubly war ein bekannter Architekt, den man auch heute noch kennt. Zu seinen Bauten gehört auch die Kantonsschule in der Stadt St.Gallen oder die reformierte Kirche Heiden. Der klassizistische Stil macht einen Rückgriff auf die griechisch-römische Antike, was etwa an den tempelhaften Säulen der Wattwiler Kirche sichtbar ist. Kubly hat den reformierten Typus der Querkirche mit einem rechteckigen katholischen Chor verbunden. Er hat damit eine Art Hybridkirche mit Merkmalen beider Konfessionen konstruiert. Die stattliche Kublykirche steht an zentraler Lage. Für das Ortsbild ist sie von hoher Bedeutung und ein «Herzstück Wattwils», wie es in einem Bericht der Kirchgemeinde heisst.

Für das Gemeindeleben umfunktioniert
Der Ort hat mit der ersten Erwähnung im 9. Jahrhundert eine lange Tradition der religiösen Nutzung. Vor der Kublykirche stand ebenfalls eine Kirche dort. Beim Umbau zur reformierten Kirche im Jahr 1970 ging im Innenraum ein Teil des architektonischen Konzepts verloren. So kann man von Norden und Süden nicht mehr direkt in den Kirchenraum. Die bauliche Veränderung diente, etwa mit dem Einbau eines Sälis, den veränderten Bedürfnissen des Gemeindelebens. Heute steht die Kirchgemeinde wiederum vor der Herausforderung, die passenden Räumlichkeiten für das Kirchenleben zu finden.

Vor 25 Jahren hat die Gemeinde ausgiebig gefeiert
Die damalige Kirchgemeinde Wattwil hat das 150-Jahre-Jubiläum im Jahr 1998 ausgiebig gefeiert. Dazu gehört auch die Schrift Im Wandel der Zeit 1848 bis 1998, die reichen Einblick in die Kirchgemeinde im 20. Jahrhundert und deren Vorgeschichte gibt. Obwohl lediglich 25 Jahre vergangen sind, liest sich die Schrift wie ein Dokument aus einer anderen Zeit.
Daniel Klingenberg